Von Drachentötern und Hexentürmen: Freising

 

Momentan nutze ich die Samstage ganz gerne für kurze Städtetrips im Umfeld. 

Freising liegt ungefähr 30 km von München entfernt und ist vielen wahrscheinlich am ehesten bekannt für die Herkunft des letzten deutschen Papstes und die Molkerei bzw. das Wissenschaftszentrum Weihenstephan. 

Das Wetter war nicht ganz gnädig gestimmt, aber immerhin kein Regen. Die Straßen und Gassen waren, obwohl die Geschäfte und Läden so langsam wieder geöffnet haben, wirklich angenehm leer, sehr unüblich für einen Samstag! Aber schön... 

Freising ist die älteste Stadt Oberbayerns! Und hat eine hübsche, historische Altstadt mit einer Menge gotischen- und barocken Domherren/Bürgerhäusern, vielen Cafes, Restaurants und kleinen Boutiquen. Ein schöner Blickfang ist die St. Georgs Kirche im Herzen der Stadt. 

Namensgeber ist der heilige St. Georg, auch als Drachentöter bekannt. Der Legende nach stammte er Kappadokien in der heutigen Türkei und kämpfte als Legionär für den römischen Kaiser. Eine Sage erzählt, dass Kappadokien von einem feuerspeienden Drachen terrorisiert wurde und die Einwohner dem Ungeheuer täglich zwei Schafe opferten, um es zu besänftigen. Als die Tiere nicht mehr ausreichten, wollte man dem Drachen Menschenopfer darbringen, in Form von der Tochter des Königs. Wie sollte es anders sein, als das Georg das nicht zulassen konnte, er zu Gott betete und mit dessen Kraft und der seiner Lanze den Drachen schließlich tötete. Sein Sieg über das Schuppengetier wirde als Sieg des Göttlichen über das Teuflische, Böse gefeiert und Georg gilt seither als Schutzpatron und Heiliger in vielen Ländern.

Eine Statue von ihm kann man hier in Freising auch bewundern:




Man sieht schon, die Innenstadt war echt ziemlich leer! 😄



Ein sehr düsteres und grausames Kapitel erfuhr Freising im 18. Jahrhundert in Form von zwei Kinderhexenprozessen, die hier, am alten Gefängnis stattfanden. Hier sieht man den Hexenturm.


Solche Türme gibt es in vielen Städten, sie dienten dazu, der Hexerei verdächtigte Personen bis zu deren Verhandlung einzusperren.

Wo die großen Verfolgungswellen an angeblichen Hexen in Deutschland eher in der Neuzeit zwischen 1590 und 1660 statt fanden, klingt 1715 gar nicht all zu lange her. 
Im Spätherbst diesen Jahres kamen in Freising immer mehr Gerüchte von jungen, wilden Bettelbuben auf, die angeblich Mäuse und Ferkel herbeizaubern konnten. "Mäuselmachen" sagte man dazu. Ein eigentlich sehr niedlicher und harmloser Begriff - doch was noch relativ harmlos anfing, wuchs sich bald zu einem der großen, letzten Hexenprozessen des Landes aus. Wahrscheinlich wollte die man die ungezogenen Betteljungs einfach...nun ja "entsorgen". Von Behauptungen wie  den hergezauberten Tieren steigerte es sich schnell und bald sprach man von Verbrüderung mit dem Teufel, Hexentänze und dämonischen Beschwörungen, was die Kinder angeblich fabriziert hätten. 


1717 wurden im ersten Prozess schließlich drei Heranwachsende im Alter zwischen 12 und 14 Jahren hingerichtet, während zwei weitere Jungen anderweitig in ihren Gefängniszellen verstarben. Rund vier Jahre später  folgten weitere, sehr junge Menschen. Erst 1723 kommt der Prozess zu einem Ende - wohl, weil ein Jahr später die 1000 - Jahr Feier des Bistums Freising anstand, dafür einige namhaften und angesehene Bischöfe und Künstler eingeladen waren und ein parallel laufender Hexenprozess nicht so gut ins hübsche Bild der Stadt gepasst hätte.....



Puh....glücklicherweise sind diese Zeiten hierzulande lang vorbei.

Freising ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, wenn man sich für schöne Orte mit interessanter Vergangenheit interessiert. 🌛



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