Hallöchen! Wie die Zeit vergeht. Fast auf den Tag genau 2 Jahre ist es jetzt her, seit ich meine Unterkiefervorverlagerung mit Knochenentnahme aus dem Beckenkamm hatte!
Ich dachte, ich gebe euch eine kleines Update, da einige Leser hier über Schlagworte auf den Blog finden und vielleicht an der Heilungsgeschichte interessiert sind. So wahnsinnig viele Informationen über solche Kieferoperationen gibt es im deutschsprachigen Netz ja nicht unbedingt.
Achtung, das wird ein langer Post...
Zum Wichtigsten: Ja, mein Kiefer sitzt noch und der Beckenkammknochen ist völlig problemlos angewachsen. Ich finde es immer noch absolut faszinierend, dass ich die Zeit nach der OP fast keine Schmerzen im Kiefer hatte. Das ist doch krass: Da wird der Kiefer aufgeschnitten, Knochen reingesetzt und vernäht und man spürt... so gut wie gar nichts.
Das einzige, was weh tat, war mein Becken und diese Narbe spüre ich auch heute noch manchmal bei Wetterwechsel und so (früher dachte ich immer, wetterfühlige Narben sind eher ein Großmutter-Märchen). Die Narbe ist mittlerweile weiß, aber noch ziemlich sichtbar. Und alle denken beim Sehen immer entweder an Blinddarm oder Kaiserschnitt. 😅
Leider gehöre ich zu den wenigen Prozent an Patienten, bei denen die Unterlippe/Kiefer sich auch Jahre nach der Operation, nicht gänzlich erholt hat, soll heißen, der Nerv ist trotz Übungen und Massagen ein wenig taub. Nicht völlig, aber sehr berührungs-unempfindlich. Wenn ich morgens aufwache und spreche, ist die Hälfte der Unterlippe ziemlich starr. Je mehr ich den Tag über rede, desto besser wird es, aber ja... man merkt es. Ich hoffe, das gibt sich noch, schließlich wurde der Nerv extremst gedehnt. Außerdem ist mein Kiefer immer noch etwas schief. Irgendwann steht daher noch eine Kieferknochenabschleifung an....
Früher hatte ich nachts manchmal Probleme, richtig zu atmen. Auch aktuell mit der Coronabedingten Mundschutzpflicht, wäre es teilweise schwierig gewesen....
Optisch war es natürlich auch ein Thema. Jeder, der ein sehr stark fliehendes Kinn hat und damit unzufrieden ist, kann davon wahrscheinlich ein Lied singen. Es fällt auf, es ist unschön (zumindest war es das bei mir) und das Seitenprofil sieht einfach doof aus. Ich bin immer noch bei jedem non-frontal Foto ein wenig geschockt, dass da plötzlich Kinn ist! Auch Freunde und Bekannte waren im Vorher-Nachher-Vergleich sehr positiv überrascht! :o)
Wichtig war mir auch eines: Durch das superenge Kiefer waren bei mir Vollnarkosen / das Intubieren schwer möglich. Hätte ich jetzt also irgendwo in Hinterkleinwinzighausen einen Autounfall gehabt und wäre ins Dorfkrankenhaus eingeliefert worden - wären die Ärzte damit sicherlich dezent überfordert gewesen. Durch den größeren Platz ist das jetzt hinfällig.
Auch für die Kieferoperation musste ich übrigens eine sogenannte "fiberoptische Wachintubation" durch den Mund über mich ergehen lassen. (Y*utube hat dazu interessante Videos...) Das war gruselig! Machbar natürlich, aber nicht so schön.
Aber das alles war es wert. 😊
Wie geht es mir heute: Ich bin auch aktuell noch in zahnärztlicher Behandlung. Normalerweise geht es ja so: Erst Zahnspange, dann Kieferoperation.
Bei mir war es andersherum.
Mein Kiefer hat sich erholt, die Knochen sind angewachsen, die Zähne standhaft - nun muss nur noch mein Oberkiefer verbreitert werden.
Daher trage ich momentan eine GNE / Gaumennahterweiterungsapparatur.
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Die Piercingsstäbe sind aus PTFE, um die Zähne nicht mit noch mehr Metall zu schädigen ;)
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Eine Metallspange, die am Gaumen sitzt und mit der man ihn manuell dehnen kann. Normalerweise werden bei Erwachsenen solche Apparaturen per Operation eingesetzt, da der Gaumen bei Menschen, die aus dem Teeniealter heraus sind, oft verknöchtert ist und somit eine einfache Weitung nicht mehr möglich ist.
Zum Glück habe ich offensichtlich einen kleinen Kindergaumen, der noch weich und schön dehnbar ist. Jaja. Definitiv was, auf das man stolz sein kann, haha! Meine GNE ist nur an den Zähnen festgemacht und "einzementiert".
Ich trage die Apparatur nun ganz frisch seit ungefähr drei Wochen und durfte 12 Tage mit einem kleinen "Schraubendreher" jeden Tag zweimal an einem winzigen Schräubchen an der GNE drehen. Normalerweise bekommt man im Zuge der OK-Erweiterung eine sehr große frontale Zahnlücke, die blieb mir bisher glücklicherweise erspart....
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| Beckenkammnarbe // GNE-Schraube |
Wenn mein Oberkiefer breit genug ist und der OK-Knochen sich soweit stabilisiert hat, dass die GNE raus kann (letztendlich ist das hier ja auch wie ein Knochenbruch zu behandeln) , kommt endlich - die Zahnspange! Juhuu. Ich werde mich wieder fühlen wie 14!
Ich muss sagen, ich hätte gedacht, dass die GNE ganz unangenehm zu tragen ist. Es ist einfach ein ziemlich großes Metallteil, das du immer spürst und das einen großen Teil des Mundes ausnimmt. Dazu sind Brackets an den Zähnen befestigt und die ersten Tage waren Lippen und Zunge völlig wund von den spitzen Metallecken- und Kanten. So wund, dass ich mir Zahnspangen/Dentalwachs aus der Apotheke geholt habe, was auch sehr gut geholfen hat. Nach ein paar Tagen brauchte ich das Wachs nicht mehr und mein Mund hat sich an die GNE gewöhnt. Auch wieder faszinierend, wie schnell das geht! Mittlerweile fühlt sich das Metallteil an, als würde es schlicht dazu gehören und ich habe eher schon Bedenken, wie es sich anfühlen wird, wenn es raus kommt. Mit sooo viel neuem Platz im Mund!
Der Plan sieht also folgendermaßen aus: GNE - Zahnspange - Kieferabschleifung und damit einhergehend die Entnahme der Metallteile, die noch von der Operation drin sind.
Ich hatte zuerst überlegt, ob ich die Platten und Schrauben im Kiefer belasse (mein Chirurg hat nichts dagegen einzuwenden). Ist parallel zur Kieferabschleifung zwar sowieso nicht möglich, wie ich später erfahren habe, aber irgendwie finde ich es allgemein gar nicht so verkehrt, wenn da noch unterstützende und stabile Schrauben im Knochen sind. Man fühlt sich damit so schön Borg-artig! Außerdem könnte man sich so eine zweite OP sparen, die ja auch nicht soo einfach ist.
Andererseits kann es womöglich immer mal sein, dass es doch Probleme gibt, obwohl das Material ja gut verträglich sein sollte....Fremdkörper ist Fremdkörper. Ich habe mal gehört, dass in Deutschland bevorzugt alles an Metall entfernt wird, während es in vielen anderen Ländern ganz normal ist, dass es lebenslang bleibt....
Wie steht Ihr zu diesem Thema und oder habt Ihr sogar selbst schon eine solche Entscheidung getroffen?
Ich werde immer mal wieder aktualisieren, was es Neues gibt und wenn es Neues gibt... :)
