Lost Places: Erdställe

 Heute gab es mal wieder einen kleinen Ausflug. Samstag und einigermaßen gutes Wetter - perfekt dafür!

Ich bin dafür in den Münchener Westen gefahren und zwar zu einem besonderen Ziel.
Eine kleine Kirche mitten im Wald, auf einem Hügel, umringt von Bäumen. Der Geschichte nach soll der Teufel diese Kapelle mit errichtet haben und musste, dank einer verlorenen Wette, die Steine zum Bau den Hügel hinauf schleppen. Ja, diese Bayern und ihre ewigen Teufelssagen. :)



Die gotische Kapelle St. Georg wurde um das Jahr 1400 erbaut und liegt neben dem hochmittelalterlicher Burgstall Roggenstein. Als Burgstall bezeichnet man übrigens eine ehemalige Burg, von der mittlerweile noch weniger übrig ist, als Ruinen... und ja, das ist hier wirklich so. 



Nur noch ein paar Bäume und Erde, wo einst mal eine sicherlich ganz schicke Burg stand. 
Was mich aber eigentlich interessiert hat, war der Erdstall, der sich im Burghügel befindet und irgendwo unter meinen Füßen entlanglaufen muss. Sein Gang, der etwa in hundert Metern in einer Sackgasse endet und nach der Erbauung womöglich als Lager oder als Versteck diente, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals dokumentiert und ist heute leider nicht mehr zugänglich, da der Eingang verschüttet bzw. verschlossen wurde. Ehemalige Bewohner des Dorfes erzählten sich aber noch, dass sie damals, vor vielen Jahrzehnten, in dem Erdstall gespielt hätten. 



Vom Thema Erdställe habe ich das erste Mal vor einigen Monaten in einem kurzen Bericht gehört, zuvor war mir der Begriff überhaupt nicht geläufig. 
Als Erdställe bezeichnet man unterirdische Gänge, meist sehr eng und niedrig und mit primitivem Werkzeug in den Stein geklopft. Diese sind vor allem im Süden Deutschlands verteilt, sowie in Österreich, Tschechien und Frankreich. Angelegt wurden sie vermutlich im Hochmittelalter, also um 1000 n. Chr. herum. Sicher ist das nicht, sie könnten auch weit älter sein. 
Wirklich erforscht sind sie nicht. Man weiß nicht mal sicher, wozu sie gut waren. Vielleicht als Vorratsräume, vielleicht als Fluchttunnel, oder auch als Kultstätten. Experten deuten an, dass die Gänge womöglich vorchristlichen/heidnischen Ritualen dienten und sozusagen als Aufenthaltsräume für Verstorbene und deren Seelen errichtet wurden. Das könnte der christlichen Kirche ein Dorn im Auge gewesen sein, weswegen Unterlagen vernichtet worden sein könnten. 

Immer wieder werden Erdställe bei Bauarbeiten oder einfach zufällig entdeckt, oft befinden sie sich in Kellern von alten Häusern, unter Kirchen und Friedhöfen.  
Da ich den Eingang des Roggensteiner Erdstalles nicht gefunden habe, hier ein Beispielfoto, wie so ein Einlass aussehen könnte:




Wirklich spannend, das Thema. Allein in Bayern sind 700 solcher Erdställe bekannt. Die meisten befinden sich im Bayerischen Wald. 
Ich würde zu gerne mal einen Blick in einen werfen. In Südbayern gibt es anscheinend welche, die in Privatbesitz und zu besichtigen sind. Vielleicht irgendwann mal...nach Corona. :)




1 Kommentar:

  1. Hallo,
    von dem Begriff Erdställe habe ich tatsächlich auch noch nie gehört, sehr interessant! Vielleicht muss ich mich in den Wäldern Hessens auch mal auf die Suche nach ihnen begeben. Klingt schon spannend.
    Danke dir, für die Anregung :)

    LG
    Mina

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